
...oder auch : Was macht Rebecca so in ihrer Freizeit.
Sicher hat jeder schon mal von Teezeremonie gehoert, aber ich bezweifle, dass viele von euch schon mal eine gesehen haben.
Im eigentlichen Sinne geht es darum, aus der alltaeglichen Geste des Teeausschenkens eine Kunst zu machen, sodass es nicht einfach nur darauf ankommt, guten Tee zu machen, sondern auch alles darum herum muss perfekt sein.
Dazu gehoert: Die richtige Kleidung des Teemeisters (Kimono was sonst), die richtige auf das Jahr, den Monat und den Tag Zimmereinrichtung (Aussuchen von Rollbild, Blumengesteck, Teegeschirr usw.) und auch jede einzelne Bewegung, die der Teemeister macht, ist vorgeschrieben und ueber Jahre einstudiert.
Teezeremonien koennen mitunter sehr streng sein, was Regeln betrifft. Darunter faellt, dass die Gaeste ebenfalls Kimono tragen muessen, um den Tee zu holen auf jeder Tatamimatte nur drei einhalb Schritte machen duerfen und sich nur zu bestimmten Zeiten unterhalten koennen. Politik oder Dinge, die schlechte Stimmung verbreiten koennten sind dabei Tabuthemen.
Heute nehmen es aber viele nicht mehr so genau, vor allen gegenueber Gaesten, die sich nicht auskennen.
Zum Tee werden vorher immer Suessigkeiten gereicht, damit der Tee nicht zu bitter schmeckt. Auch diese sind je nach Jahreszeit und Geschmack verschieden ^^
So, nun aber genug der Vorrede.
Warum ich euch das erzaehle koennt ihr euch aber sicher schon denken, nicht wahr?
Ich wurde an einem Sonntag von Eikosans Freundin Kanakosan dazu eingeladen, in ein Teehaus zu fahren, bzw. in ein Teezimmer (ein Teehaus "ochaya" ist der Arbeitsplatz der Geishas, man bekommt hier vor allem Unterhaltung und Alkohol, aber keinen Tee).
Zunaechst einmal hat es uns einige Zeit gekostet, das Teezimmer-Haus zu finden, denn es ist ziemlich versteckt in einer engen Strasse, und da Kanakosan das grosse Auto ihres Vaters dabei hatte, mussten wir hin und wieder mal die Luft anhalten.
Angekommen fanden wir ein sehr schoenes Haus mit drei oeffentlich begehbaren Teezimmern vor, und einen berauschend schoenen japanischen Garten (In Teezimmern ist die Schiebetuer zum Garten immer geoeffnet, damit die Gaeste den Garten bewundern koennen)
Eine aeltere Japanerin erzaehlte uns eine Menge ueber das Haus, dann nahmen wir auf Sitzkissen auf der Terasse Platz und bekamen Suessigkeiten (Wagashi ,jap. Suessigkeit, in Form einer riesigen Erdnuss (die Praefektur Chiba, in der ich wohne, ist beruehmt fuer Erdnuesse) und gefuellt mit Erdnussanko (Anko ist eine suesse Paste aus roten Bohnen, die fuer fast jede Art von traditionellen Suessigkeiten und auch fuer Eis, Pudding etc. genutzt wird)) und eine Schale mit Matcha (aufgeschaeumter Gruener Tee, der nicht aus Blaettern, sondern aus Pulver hergestellt wird, und daher etwas bitterer ist als normaler gruener Tee).
Ich muss sagen, das war wirklich lecker! ^^
Allerdings keine Teezeremonie im eigentlichen Sinne, die wir da bekommen hatten, und so wie es aussah, wurden fuer normale Gaeste auch keine direkten gehalten.
Als der Teemeisterin, oder besser, die Dame im Kimono dann wiederkam, um die leeren Teeschalen abzuholen, habe ich sie einfach mal angesprochen.
Wir kamen fuer ein paar Minuten ins Gespraech, dann beschlossen Kanakosan und ich, uns den Garten mal genauer anzusehen.
Als wir uns dann schliesslich zum gehen durchringen wollten, kam die Dame im Kimono noch einmal und wir wurden prompt zu einer echten Teezeremonie eingeladen.
Wir sassen diesmal in einem anderen Raum, voellig leer, ausser einem Rollbild, auf dem fuer den heutigen Tag ein Lied stand, und einem Blumengesteck.
Anwesend waren ausser uns die Dame, mit der ich geredet hatte, und die sich als die Teemeisterin herausstellte, die fuer uns den Tee zubereitete, eine andere Frau, die ich erst wargenommen habe, als sie ploetzlich eine tiefe Verbeugung hinlegte und uns dann Wagashi brachte und alte Dame, die wohl der Lehrerin der beiden und die Besitzerin des Hauses sein muss, wie ich vermute.
Als Suessigkeit bekamen wir dieses mal, ich schaetze es war Zucker, oder so was in der Art, vielleicht auch Marzipan oder irgendwas japanisches, in der Form von Tannennadeln, Eicheln und roten Ahornblaettern.
Da wir uns welche aussuchen durften, vermieden sowohl Kanakosan als auch ich die roten Herbstblaetter, weil die einfach zu schoen zum essen waren.
Dannach wurde uns dann wieder der diesmal vor unseren Augen zubereitete Tee gebracht.
Die alte Dame war scheinbar sehr interessiert an einer Auslaenderin, die einigermassen Japanisch kann und sich fuer Dinge wie Teezeremonie begeistert, und hat froehlich drauflos geplaudert. Ab und zu musste mir Kanako zwar helfen, aber da sie auch nur Japanisch spricht, heisst das, sie musste es fuer mich nochmal wiederholen oder das Gesagte in einfacheres Japanisch uebersetzen ^^
Ich hoffe ich kann nochmal hingehen, denn das hat wirklich Spass gemacht.
Jaja, sowas mach ich in meiner Freizeit ^^